CO2-Emissionsminderung und/oder Carbon Capture and Storage

Das IPCC sagte ursprünglich, nach Verminderung der Treibhausgasemissionen bis nahezu Null könne ab ca. 2050 das Abscheiden und langfristige Speichern (CCS) von CO2 aus unvermeidbaren menschlichen CO2-Quellen (wie z.B. Zementproduktion) einen weiteren Anstieg der THG-Konzentration in der Atmosphäre verhindern. Auch die Abscheidung und Speicherung von CO2 aus der Atmosphäre könnte dann in Zukunft sinnvoll sein. Doch angesichts des Versagens bei der Verminderung der CO2-Emissionen wurde nun plötzlich mit der Carbon Management Strategie der Ampel-Regierung CCS als Sofortmaßnahme zur CO2-Emissionsverminderung ins Spiel gebracht. Dies ist in mehrfacher Hinsicht fragwürdig. 

 

Die Abscheidung von CO2 aus Kraftwerksabgasen verbraucht ca. 40 % der Kraftwerksleistung, dazu kommen Aufwand und Kosten für CO2-Pipelines und die Verpressung in der Nordsee. Dazu kommt, dass die Geologie der Nordsee (aber auch im Binnenland) eher ungeeignet ist. Beim hochgelobten Nordsee-Projekt Sleipner in Norwegen sind bereits 20 % des verpressten CO2 wieder in die Atmosphäre entwichen. So kam eine Studie der Stanford University zum Ergebnis, dass fast alle geologischen Strukturen zur Verpressung und dauerhaften Bindung von CO2 ungeeignet sind. Auch die ETH Zürich, die auf Island erfolgreich (!) ein Pilotprojekt zur CO2-Abscheidung aus der Atmosphäre und dauerhaften Verpressung in dazu geeignetem Basaltgestein betreibt, empfiehlt aus Kostengründen sich zunächst vorrangig auf CO2-Emissionsvermeidung zu konzentrieren. 

 

Als Alternative zu diesem „technischen“ CCS werden oft „natürliche“ Maßnahmen zur CO2-Bindung empfohlen, wie z. B. Förderung von Pflanzenwachstum aller Art oder Wiedervernässung von Mooren. Viele dieser Maßnahmen sind sinnvoll, sie wirken jedoch nur langsam über Jahrzehnte und können deshalb die schnelle CO2-Emissionsvermeidung durch Einstellung der Verbrennung fossiler Energieträger nicht ersetzen. 

 

 

   Frage Anja Sanchez Mengeler,
Die Partei
Ulrike Maus,
Bündnis 90/ Die Grünen
Vincent Janßen, Die Linke Siemtje Möller, SPD          
1 Setzen Sie sich dafür ein, dass die Carbon Management Strategie des Bundes CCS von CO2  aus den Abgasen fossiler Kraftwerke eindeutig ausschließt? ja ja  ja  ja        
2 Setzen Sie sich dafür ein, dass nur wenige Pilotprojekte für CCS gefördert werden, so dass es zu keiner Beeinträchtigung bei der Förderung von Maßnahmen zur CO2-Emissionsvermeidung kommt? ja ja  ja  ja        
3  Setzen Sie sich dafür ein, „natürliche“ Maßnahmen zur CO2-Bindung zu fördern, ohne dass diese langsam wirkenden Maßnahmen gegen die aktuell notwendigen CO2-Emissionsver–minderungen verrechnet werden dürfen? ja   ja  ja  ja        
                   

 

 

Bemerkungen der Bundestagskanditat*innen zu den obigen Fragen

 

Ulrike Maus:

zu 1: Ich sehe CCS skeptisch und habe  mich als Kommunalpolitkerin aus den oben von Ihnen genannten Gründen immer dagegen positioniert. Aber die Lage bezogen auf den Verzug bei dem Erreichen der Pariser Klimaziele, werden uns wohl zwingen auch CCS zu nutzen. Allerdings nicht, um fossile Kraftwerke zu greenwashen. Und kein CCS in der Nordsee.  

zu 3: Auf jeden Fall. Insbesondere den aktuellen Hype, auch Ackerböden einzubeziehen halte ich für falsch, da dort angesichts der sich verstärkenden Klimakatastrophe CO2nicht sicher langfristig gebunden bleibt. Bei der Einbeziehung des Waldes sehen wir ja jetzt schon, wie schnell da leider das CO2 auch in Feuer aufgehen kann. 

 

Vincent Janßen:

zu 1: Wir lehnen CCS für fossile Kraftwerke ab. Wir müssen jetzt in klimafreundliche Technologien investieren, statt den Ausstieg aus fossilen Energien weiter zu verzögern.

zu 3: Natürliche CO₂-Senken wie Wälder, Moore und gesunde Böden müssen gefördert werden, dürfen aber nicht als Ausgleich für weiterhin hohe Emissionen missbraucht werden.

 

Siemtje Möller:

zu 1: Die SPD lehnt es ab, dass CCS als Mittel genutzt wird, um Emissionen aus fossilen Kraftwerken zu kompensieren. Stattdessen soll der Umbau hin zu erneuerbaren Energien und direkten Emissionsminderungen vorangetrieben werden.

zu 2: CCS soll – wenn überhaupt – nur in begrenztem, experimentellen Rahmen erprobt werden. Die SPD will verhindern, dass teure CCS-Projekte von dringend notwendigen Maßnahmen zur unmittelbaren Reduktion von CO₂-Emissionen ablenken.

zu 3: Natürliche Kohlenstoffsenken (z. B. Aufforstung, Renaturierung) sollen als ergänzende Maßnahme unterstützt werden – sie dürfen jedoch nicht als Ausgleichsmittel für den fortgesetzten Ausstoß von Treibhausgasen dienen.